Experimentalfilmvermittelnde Filme

Kurzfilme und Filmgedichte von Marie Menken – Zusammengestellt von Ute Aurand

Marie Menken, eine der wichtigsten Figuren der amerikanischen Avantgarde der 1950er und 60er Jahre, hat gemalt, bevor sie mit einer 16mm-Kamera zu filmen begann. Zu filmen begann sie, weil sie bewegte Bilder machen wollte. Ute Aurand zitiert Menken aus einem Interview mit P. Adams Sitney: »Es gibt kein Warum für mein Filmemachen – ich mochte einfach das Zwitschern der Maschine, und weil es eine Erweiterung der Malerei für mich war, versuchte ich es und liebte es. Beim Malen mißfiel mir das Statische, immer suchte ich nach etwas, was sich durch eine Lichtquelle oder einen Standpunkt verändern würde, und so war es ganz natürlich für mich, die Kamera zu nehmen. Beim Filmemachen ist jedes Bild ein Bild, und was für eine Freude ist das! Und: es bewegt sich, während das Gemälde da ist, stillsteht, für alle Zeit.«

Und weil sie aus der bildenden Kunst kommt – so legt uns der Film nahe –, ist Menkens Filmschaffen eine haptische Angelegenheit. In einem Ausschitt aus dem Film Vier amerikanische Künstler sieht man, wie Menken Hand anlegt an ein Bild.

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Man muss dabei unweigerlich an Menkens Film Dwightiana (USA 1958) denken – eine Stop-Motion-Animation mit Perlen, Steinen, Glitter und Garn auf einem Untergrund mit Bildern des befreundeten Malers Dwight Ripley. Es verwundert nicht, wenn dieser Film von Marie Menken als erster in der Sendung gezeigt wird. [1]

[1]Die beiden Stop-Motion-Animationen Fadenspiele I und Fadenspiele II von Detel und Ute Aurand sind durch Marie Menkens Dwightiana inspiriert.

Die filmische Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst, besonders mit der Malerei, zieht sich wie ein roter Faden durch Menkens Filme. Gleich ihr erster Film Visual Variations on Noguchi (USA 1945) ist im Atelier des Bildhauers gedreht. In diesem Film wird – wie auch in den meisten ihrer Filme – spürbar, dass das Filmemachen nicht nur eine haptische Tätigkeit ist, sondern unter Einsatz des ganzen Körpers geschieht.

[2]Vereinzelt sind Filme von Menken in Avantgarde-Film-Sammlungen auf DVD erschienen. Bei Index sind kürzlich die vier Filme Visual Variations on Noguchi, Glimpse of the Garden, Arabesque for Kenneth Anger und Lights (ein Kapitel aus Menkens Notebook) auf einer DVD mit dem Film Notes on Marie Menken (Martina Kudlácek, Österreich 2006) zugänglich gemacht worden.

Johanna Schenkels Film über Marie Menken ist rhythmisiert durch das Zeigen der Filme und kurze Zwischenkommentare, gesprochen von Ute Aurand. Teilweise werden Menkens Filme jedoch nur in gekürzten Fassungen gezeigt. [2] Es kommt auch Menkens Zeitgenosse Jonas Mekas zu Wort, der eigens für die Sendung einen gesprochenen Brief geschickt hat, in dem er Marie Menkens Bedeutung für und ihren Einfluss auf die amerikanische Avantgarde hervorhebt. Für diesen Brief wählt Schenkel eine sehr schöne Methode, um den Originalsound von Mekas’ Stimme beizubehalten: Mekas Stimme ist zu hören, während die deutsche Übersetzung mittels Schrifttafeln vor wechselnden Himmelhintergründen zu lesen ist.

Filmografie