Dossier

Filmvermittlung und Cinéphilie: Jean Douchet

Dieses Dossier entstand flankierend zu unseren Veranstaltungen mit Jean Douchet (am 10. und 11. Juli 2009 im Kino Arsenal in Berlin). Douchet wurde drei Jahre vor Truffaut und eins vor Godard geboren und begleitet das französische Kino seit sechs Jahrzehnten aus allernächster Nähe. Als Kritiker der Cahiers du cinéma, als Gelegenheitsschauspieler (unter anderem in LES 400 COUPS), Weggefährte und Enthusiast, gehört er zu den wichtigsten Protagonisten der Pariser Cinéphilie. Mit seinen analytischen Videoarbeiten zu Fritz Langs »M«, Orson Welles’ CITIZEN KANE oder Jean Renoirs LA RÈGLE DU JEU – entstanden im Kontext französischer Bildungsinitiativen – hat Jean Douchet das Genre des Filmvermittelnden Films in den Achtziger Jahren entscheidend geprägt. Für die wichtigsten DVD-Anbieter in Frankreich produziert er regelmäßig Bonusmaterialien. Die sensation – Gefühl, Empfindung und Erfahrung – ist dabei der Schlüsselbegriff, der die unterschiedlichen Zugriffe und Umgangsweisen mit dem Kino zusammenhält. »Ein Werk tief zu empfinden und diese Begeisterung mitzuteilen stellt allein schon einen Akt der Kritik dar, auch wenn es nur mündlich geschieht.«

In einem ausführlichen Gespräch, das wir im Sommer 2008 mit Douchet geführt haben, gibt er Auskunft über seine Herangehensweisen und Überzeugungen. Wiederveröffentlicht ist hier zudem die deutsche Übersetzung eines Schlüsseltexts von Douchet aus den frühen 1960er Jahren, »Die Kunst zu lieben«. Als kurze Notiz übersetzen wir abschließend einen Ausschnitt aus einer DVD-Kritik Douchets, in der er eine knappe Poetik des Filmvermittelnden Films formuliert.

Unter der Überschrift »Die Harmonie der Widersprüche« entwirft der Berliner Autor und Filmjournalist Gerhard Midding ein umfassendes Panorama der filmkritischen Arbeit Douchets in Text und Bild.

In einzelnen Filmbeschreibungen wird der Kontext der Filmvermittelnden Filmarbeiten Douchets umrissen. Volker Pantenburg schreibt über einzelne institutionelle Etappen von Film in Bildungskontexten; Michael Baute über die Reihe Image par image. Stefanie Schlüter zeigt in Bildsequenzen aus Douchets Analyse von Yasujiro Ozus Film Chichi Ariki einige seiner analytischen Verfahren; Stefan Pethke schreibt über Douchets Analyse zu Murnaus Sunrise. Abgerundet wird das Dossier mit einer Filmographie der Arbeiten von Jean Douchet.

Screening

Filmvermittlung und Cinéphilie (2): Jean Douchet

Am 10. Jul 2009 um 20:00, im Kino Arsenal, Berlin

Zu Gast: Jean Douchet