Filmvermittlung und Filmkritik

Michael Althen über audiovisuelle Filmkritik

Fünf Fragen an Michael Althen

Welches war Ihre erste filmkritische Arbeit in audiovisuellen Medien? Wie kam sie zustande?

Ich lernte auf der Berlinale 1987 den WDR-Redakteur Helmut Merker kennen, vor dem ich hochmütig und in Unkenntnis der Arbeit der WDR-Filmredaktion über Filmberichterstattung im Fernsehen herzog. Überraschenderweise lud er mich kurze Zeit später ein, für den WDR einen Filmtip über Blind Date von Blake Edwards zu machen.

Was sind die entscheidenden Unterschiede zwischen dem Arbeiten für Print und dem Arbeiten in audiovisuellen Medien?

Im Print ist der Leser einem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, im Fernsehen hat das Material noch eine Chance auf Gegenwehr. Komischerweise hat man bei letzterem gerade deswegen viel mehr das ungute Gefühl, den Film irgendwie zu vergewaltigen. Kurzum: die Aneignung der Materials ist beschwerlicher.

Gibt/gab es Vorbilder für Ihre Arbeit mit Bild, Ton und Text?

Anfangs meiner Erinnerung nach nicht, sonst hätte ich mich nicht darüber mokiert. Ich war dann auch sehr überrascht, wie sehr sich Bild, Ton und Text der Zusammenführung in einer »filmkritischen Arbeit in audiovisuellen Medien« widersetzen. Wie sie erstmal eine Art Gewebeabstoßung betreiben. Später fand ich die Art, wie Bitomsky und Farocki in ihren Arbeiten den Umgang mit Bildern hinterfragen, toll. Zuletzt habe ich Jean-Pierre Gorins Stück über Pierrot le fou auf der Criterion-DVD gesehen und fand es vorbildlich, fast selbst schon ein Gedicht, aber gleichzeitig eine unglaubliche Durchdringung des Materials.

Welche Kriterien haben Sie für die Wahl der Ausschnitte? Wie greifen Sie in das Material ein?

Das variiert von Film zu Film. Mal gibt es Filme, deren Wesen sich in einer Szene schildern lässt, mal wird darin nur sichtbar, wie flüchtig ihr Wesen ist. Und manchmal ertappt man sich dabei, dass man ins Originalmaterial eingreift, indem man einen anderen Schnitt macht oder den Ton weiterzieht, um einen bestimmten Punkt zu machen. Obwohl man doch weiß, dass das Original heilig ist. Auch wenn Godard sagt, die einzig wahre Kritik eines Films könne nur ein Film sein, so setzen sich doch manche Filme gegen diese Art von Kritik zur Wehr – dieser Widerstand muss dann mehr oder minder brutal gebrochen werden.

Über welchen Film würden Sie gerne eine filmische Filmkritik machen? Wie sähe diese Filmkritik aus?

Tja, chance of a lifetime. Da bin ich dann vielleicht doch zu sehr Lohnarbeiter, um dafür die Phantasie aufzubringen. Wahrscheinlich wäre es so ein polyphoner Singsang wie Godards Histoire(s) du Cinéma. Das Kino als Geisterhaus, in dem Bilder und Stimmen umherschwirren. Aber vielleicht ist die ideale Filmkritik der Audiokommentar – dazu fehlt es mir aber an Geistesgegenwart.

Welche Ihrer Arbeiten halten Sie für einsetzbar in pädagogischen Zusammenhängen von Filmvermittlung? Warum?

Uff! Vielleicht Auge in Auge. Weil wir versucht haben, die Lebendigkeit von Filmgeschichte herauszuarbeiten.

Können Sie uns eine Auswahl von fünf Ihrer (liebststen) Arbeiten nennen?

Auge in Auge; Das Kino bittet zu Tisch; Das Wispern im Berg der Dinge; Filmtip: »One Night Stand«; Film Aktuell: Blicke im Zorn – Oliver Stone.

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