Der Ausdruck der Hände versammelt Lektüren zu einzelnen Szenen aus der Filmgeschichte, in denen die Hände das Bild und die Erzählung organisieren.

Die Anordnung erinnert an die Video-Essays von Hartmut Bitomsky: Filmausschnitte – von Griffith bis Bressons L’Argent, aus fiktionalen und dokumentarischen Filmen – werden auf Videomonitoren eingespielt, vor denen Farocki sitzt und kommentiert. Zwei Monitore, ebensoviele wie der Mensch Hände hat; die Kamera stellt in Schwenks Bezüge zwischen den Bildschirmen, aber auch zwischen den Filmen und anderen Quellen (vor allem Büchern wie Dyk Rudenskis »Gestologie«) her. Als weiterer Protagonist neben den beiden Monitoren, Farockis erläuternder Stimme, Büchern und einem Block, auf dem Farocki mit Skizzen Dinge verdeutlicht, kommen Farockis eigene Hände ins Spiel, zeichnend, schreibend, vor dem Monitor eine Kadrierung verdeutlichend.

Es ergibt sich eine fragmentarische Filmgeschichte anhand des Motivs der Hände, ihrer Gesten und Filmgenres, auch ihrer spezifischen filmischen Ausdrücke. Das Close-Up, der Bergfilm, die Hand des Arbeiters und des Pianisten: Filmgeschichte erzählt sich neu.

Der Ausdruck der Hände ist - nach Arbeiter verlassen die Fabrik (1995) und vor Gefängnisbilder (2000) – Farockis dritte Studie eines Bildmotivs. Farocki spricht im Zusammenhang mit dem Projekt von einem »Archiv filmischer Ausdrücke«.

Querbezüge ergeben sich zu den Filmvermittelnden Filmen Bitomskys und zu Farockis eigener Arbeit Schnittstelle, aber auch zu Agnès Vardas Du coq à l’âne. Des mains et des objets und zu Oksana Bulgakowas umfassenden Projekt Factory of Gestures, das die russische Filmgeschichte aus der Perspektive eines weiten Begriffs der »Geste« filmisch untersucht. Der Filmtext zu Der Ausdruck der Hände (Co-Autor: Jörg Becker) findet sich hier.

Filmografie