Filmvermittlung und Archiv: Gustav Deutsch

Filmbeschreibung Film ist 1-6

Film ist. 1-6

»Wie alle Bilder, die die Naturwissenschaften veröffentlichen, verfolgen auch wissenschaftliche Filme fast immer eine spezielle Pädagogik: Sie adressieren den Zuschauer als Nutznießer ihrer Erkenntnisse, d.h. im übertragenen Sinn: als Patient. Sie versuchen, den idealen – den einsichtigen – Patienten zu produzieren. Um außerhalb der Fachwelt verständlich und überzeugend zu sein, argumentieren sie nicht in ihrer eigenen Sprache (also mathematisch), sondern weichen in den Bereich des Ästhetischen aus. Dort treffen sie auf visuelle, erzählerische, poetische Konventionen. Das kollektive »ästhetische Wissen«, das in diesen Konventionen gespeichert ist, gibt dem anderen, naturwissenschaftlichen Wissen eine Form. So entsteht eine Ideographie, die nahezu jeder Mensch – zu Schulzeiten oder im Schulfernsehen – lesen gelernt hat. Aber ich denke, sie trägt weniger zur naturwissenschaftlichen als zur filmischen Bildung bei: Die Verachtung, die wissenschaftlichen Filmen oftmals entgegenschlägt, meint nicht so sehr den Inhalt, sondern ihr biederes, einfallsloses, lächerliches, vom Kommentar verseuchtes Erscheinungsbild; ebenso verdankt sich auch die (durchaus seltenere) Faszination für manche Lehrfilme meist allein der Kraft ihrer Bilder: Bilder, die man – selbst im Kino – noch nie gesehen.«

Alexander Horwath

Filmografie