Filmvermittlung und Archiv: Gustav Deutsch

Filmbeschreibung Welt Spiegel Kino

Welt Spiegel Kino

»Wie viele andere Filmemacher, die mit Material aus der Frühzeit des Films arbeiten (z.B. Ernie Gehrs Eureka), verlangsamt Deutsch den ursprünglichen Film, wodurch wir die flüchtigen Ereignisse etwas länger betrachten können. Ähnlich wie die Technik der Vergrößerung durch Abfilmen, die Ken Jacobs in seiner epochalen Reproduktion des Biograph-Films Tom Tom the Piper’s Son (1903) anwandte, isolieren und durchdringen Deutschs optische Vergrößerungen quasi den Bildraum und konzentrieren sich auf eine einzelne Figur. Durch Überblendung verschmilzt diese Figur mit einer anderen, die ihr ähnelt, aber wahrscheinlich einem anderen Film entnommen ist. So wird eine neue Sequenz in die Originalaufnahme der Straßenszene vor dem Kino eingefügt wie eine eingebettete Erzählung, fokussiert auf diese Figur, die sich nun zum Charakter entwickelt hat.

Dieses in eine neue Sequenz mündende Isolieren und Vergrößern zieht sich durch alle drei Episoden, wodurch eine bizarre Erzählqualität des Bildes geschaffen wird. Wie in der Anfangsszene von Hitchcocks Psycho, bei der die Kamera nach einer Luftaufnahme der Stadt Phoenix durch das Fenster in das Hotelzimmer eindringt, in dem Marion Crane ihr Rendezvous hat, stellt Deutsch diese einzelnen Figuren heraus, um ihre individuelle Geschichte zu erzählen.«

Tom Gunning

Filmografie