Filmvermittlung und frühes Kino

Le Cinéma, une histoire de plans - Hintergrund und Regeln

Von Alain Bergala

Die Einstellung als Einheit.

Egal in welcher Epoche, welchem Land, mit welcher Technik, unter welchen Produktionsbedingungen und in welchem Genre: Einen Film zu drehen hat immer zur Voraussetzung gehabt, Einstellungen zu konzipieren.

Eine gut ausgewählte Einstellung kann ausreichen, um gleichzeitig Zeugnis von der Kunst eines Regisseurs und von einem bestimmten Zeitpunkt der Filmgeschichte abzulegen; dies gilt, weil sie zugleich einen Sprachzustand und eine Ästhetik enthält (die sich nachdrücklich mit ihrer Epoche verbindet), aber ebenso sehr einen Stil, die einzigartige Charakteristik ihres Autors.

Das Dispositiv.

Die Serie basiert auf der Wette, dass etwa 30 sorgfältig ausgewählte Einstellungen einen aussagekräftigen Durchgang durch 100 Jahre Kino ermöglichen müssten. […] Jede dieser 30 Einstellungen wird nach dem gleichen Grundprinzip untersucht: […] [1]

[1]Tatsächlich wurden nur 12 der hier geplanten 30 Folgen tatsächlich produziert [Anm. der Red.]
  1. Man sieht den Titel, den Namen des Regisseurs, das Herkunftsland und das Produktionsjahr des Films. Die Namen der in der Einstellung anwesenden Schauspieler. Die Namen der Schauspieler heute, die den Dialog über diese Einstellung einsprechen.
  2. Die Einstellung in ihrer Vollständigkeit, Ton und Bild, hart geschnitten an ihrem Beginn und ihrem Ende. Nichts weiter als diese Einstellung, ungekürzt.
  3. Eine Sequenz von einigen Minuten, in der zwei Stimmen ein Gespräch über die Einstellung führen. Im Bild ist diese Sequenz ausschließlich von der Einstellung selbst begleitet, ohne Schnitt und lediglich mit Zeitlupen, Beschleunigungen, Zurückspulen, Standbildern als möglichen Eingriffen; so, wie man eine Einstellung an einem Schneidetisch analysiert.
  4. Die Einstellung, wiedergegeben in ihrer Vollständigkeit, wie in Punkt 2 beschrieben.

Alain Bergala, Paris, Mai 1998

Quelle: Webpage von »Les enfants de cinéma«